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jetzt jazztz deutzch

Plakat "jetzt jazztz deutzch"

Ines Agnes Krautwurst, voc www.kalantan.de

Stephan König, p www.st-koenig.de

Kay Kalytta, perc www.kaykalytta.de

Thomas Stahr, b www.gewandhaus.de
 

Leipziger Volkszeitung, 17.03.07
Verdammt viel Gefühl - Neues Krautwurst-Programm
Donnerstag ist Jazztag im Starclub. Und an diesem vergangenen gab's eine Premiere: Ines Agnes Krautwurst stellte als Gast des Vereins Jazz-Kosmos ihr Programm "Wenn ich in Liebe fall' ..." vor, untertitelt mit "Jazz-Standards, Songs und Chansons - heute alle auf deutsch". Der Sängerin war es ein Anliegen und dem Publikum angenehm. Denn obgleich die Musik immer eine Sprache für sich ist, verständlicher scheint sie, wenn man die Texte versteht. Krautwurst und Crew aber boten keinen Abend für Übersetzer, sondern ein heterogen zusammengestelltes Konzert. Mit Worten, die eher Gefühle als Botschaften zu transportieren hatten, und der Stimme als virtuos gehandhabtem Instrument. Mal ungezügelt eingesetzt, dann wieder besinnlich. Mal gefällig, mal sperrig.
Klar, es geht um die Liebe! Und die Künstlerin stellt die alles entscheidende Frage an diesem Abend: "Wo ist der Mann?" Hier-Rufe aus dem Publikum als prompte Antwort. "Ich möchte einmal einen Mann erleben, der nicht von Liebe spricht", klingt es daraufhin von der Bühne. Die kleine Krankenschwester unten auf der Straße wäre verwundert, wenn sie das hörte, und wünschte sich das Gegenteil. Garantiert auch beim Frauen-für-Männer-Lied "Bei mir hast du's gut - ich bin nie da". Auf eine wunderschöne Melodie ihres Pianisten Stephan König schließlich sinniert die Sängerin: "Manchmal bilde ich mir ein, ich könnte ein Orakel sein."
Wenig verwunderlich für Kenner nimmt sie Bezug auf Kurt Weill. Sie liebt dessen Lieder und interpretiert unter anderem die in der Katastrophe endende Reise nach Birma so atmosphärisch, dass die Nummer zum Jazztheater gerät. In Ines Agnes Krautwurst kommt die Schauspielerin durch, agierend in der Märchenklangkulisse des erstaunlichen Percussionisten Kay Kalytta. Nach diesem Hörgenuss hat sich jeder eingeprägt: "Das Meer ist blau, so blau".
Doch egal, ob Theater-, Tanz- oder Bar-Jazz - Krautwurst und Co. ziehen in Träume und Traumwelten hinein. Und wie in harmonischen Formationen üblich, bekommt dabei jeder die Zeit, sein Können ausführlich unter Beweis zu stellen und den ganz persönlichen Szenenapplaus zu kassieren, die Krautwurst, der König, Märchen-Kalytta und der lächelnde Gewandhausmusiker Thomas Stahr.
"Ich hatte Angst", sagt die Frau des Abends, "aber ich bin froh!" Die Zugabe singt sie mit einem Arm voll Blumen, nicht ohne auf ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum hinzuweisen. Die Applaudierenden notieren den nächsten großen Krautwurst-Termin, den 28. September in der Nato.
Bert Hähne